
Warum ich auf 'Lass mal was zusammen machen' nicht mehr antworte – und was stattdessen funktioniert
Artikel vorlesen lassen
"Lass uns mal was zusammen machen!" – diese Nachricht erreicht mich regelmäßig über verschiedene Kanäle. Manchmal ist es eine E-Mail, manchmal eine Instagram-DM oder ein Kommentar unter einem meiner Videos. Als jemand, der grundsätzlich offen für Kooperationen ist, antworte ich dann meist freundlich mit: "Klar, gerne! Was stellst du dir denn vor?"
Und dann passiert... nichts. Funkstille. Die Person, die gerade noch enthusiastisch eine Zusammenarbeit vorschlug, meldet sich nicht mehr. Dieses Muster wiederholte sich in den letzten Jahren so häufig, dass ich beschlossen habe, diesem Phänomen auf den Grund zu gehen und dir zu erklären, warum solche vagen Anfragen ins Leere laufen – und wie du es besser machen kannst, wenn du tatsächlich mit mir zusammenarbeiten möchtest.
Ich bin überzeugt: Es gibt einen besseren Weg für erfolgreiche Kooperationen, von dem beide Seiten profitieren. In diesem Artikel erfährst du, worauf es dabei ankommt.
Das Muster hinter vagen Anfragen
Kennst du das auch? Da kommt eine Nachricht wie "Hey, wollen wir mal einen Podcast zusammen machen?" oder "Hätte Bock auf ein YouTube-Collab mit dir!". Für mich klingt das erstmal interessant - schließlich tausche ich mich gerne mit anderen aus der TYPO3-Community aus.
Das Muster verläuft dann meist so:
- Ich erhalte eine vage Anfrage ohne konkrete Idee
- Ich frage nach: "Was genau schwebt dir vor?"
- Die Gegenseite antwortet nicht mehr oder sehr verzögert
- Falls überhaupt eine Antwort kommt, ist sie meist genauso unkonkret wie die erste Nachricht
Bei näherem Nachdenken ist dieses Phänomen gar nicht so überraschend. Hinter vielen dieser Anfragen steckt vermutlich folgender Gedanke: "Wolfgang hat Reichweite/Expertise/ein Netzwerk - wenn ich mit ihm etwas mache, profitiere ich davon." An sich ist das völlig legitim! Kooperationen leben davon, dass beide Seiten etwas einbringen und gewinnen.
Das Problem beginnt dort, wo die anfragende Person erwartet, dass ich die konzeptionelle Arbeit übernehme. Sie wirft eine vage Idee in den Raum und hofft insgeheim, dass ich jetzt den Ball aufgreife, ein konkretes Konzept entwickle und die Organisation übernehme.
Für beide Seiten ist das unbefriedigend: Die anfragende Person bekommt keine positive Antwort, und ich verschwende Zeit mit Anfragen, die ins Nichts führen.
Was diese Anfragen übersehen: Echte Kooperationen brauchen mehr als nur einen spontanen Impuls. Sie erfordern Planung, gegenseitigen Respekt und vor allem: eine klare Idee, die beiden Seiten einen Mehrwert bietet.
Meine Zeit als wertvolle Ressource
Seit 2006 beschäftige ich mich intensiv mit TYPO3. In dieser Zeit habe ich hunderte Videoanleitungen produziert, Workshops geleitet, ein Community-Forum aufgebaut und bin Teil des TYPO3 Education Committee geworden. Diese Erfahrung und das daraus resultierende Wissen sind mein wichtigstes Kapital.
Jeder Tag hat nur 24 Stunden. Neben bestehenden Projekten, Kundenterminen, der Produktion neuer Inhalte und der Aktualisierung von Kursen für neue TYPO3-Versionen bleibt nicht viel Spielraum. Jede Stunde, die ich investiere, muss sinnvoll genutzt werden.
Wenn ich eine vage Anfrage erhalte, stehe ich vor der Entscheidung: Soll ich mir jetzt Zeit nehmen, um für jemand anderen ein Konzept zu entwickeln? Zeit, die ich sonst in eigene Projekte oder in meine bestehende Community investieren könnte?
Das klingt vielleicht hart, aber es ist eine Realität, mit der wohl alle konfrontiert sind: Zeit ist unsere wertvollste und knappste Ressource. Sie zu verschenken – und genau das passiert, wenn ich Konzeptarbeit für andere übernehme, ohne dass klar ist, ob überhaupt etwas daraus entsteht – ist schlicht nicht nachhaltig.
Versteh mich nicht falsch: Ich helfe gerne, teile mein Wissen und unterstütze andere. Meine YouTube-Videos, mein Forum und meine Kurse sind genau dafür da. Aber eine Kooperation ist etwas anderes. Sie erfordert von beiden Seiten einen Einsatz – und dazu gehört auch, dass die anfragende Person sich Gedanken gemacht hat und eine klare Idee mitbringt.
Die zwei entscheidenden Fragen hinter jeder Kooperation
Bei jeder potenziellen Zusammenarbeit stelle ich mir zwei grundlegende Fragen – und genau diese Fragen müsste jede Kooperationsanfrage von vornherein beantworten:
Frage 1: "Was genau soll entstehen?"
Diese Frage zielt auf das konkrete Endprodukt ab. Geht es um:
- Ein gemeinsames Tutorial-Video zu einem bestimmten TYPO3-Thema?
- Eine Podcast-Episode über spezifische Herausforderungen bei der TYPO3-Integration?
- Ein gemeinsamer Workshop für eine definierte Zielgruppe?
- Ein Gastbeitrag in meinem Newsletter zu einem festgelegten Thema?
Je konkreter diese Vorstellung ist, desto besser kann ich einschätzen, ob es in meine Planung passt und ob ich die nötigen Ressourcen dafür aufbringen kann. Ein vages "lass mal was zusammen machen" gibt mir nichts, womit ich arbeiten kann.
Frage 2: "Was haben beide Seiten davon?"
Hier geht es um den gegenseitigen Nutzen. Eine gute Kooperation zeichnet sich dadurch aus, dass beide Partner profitieren. Das muss nicht immer finanzieller Natur sein – es kann auch um Reichweite, Wissenstransfer oder Zugang zu einer neuen Zielgruppe gehen.
Ich frage mich also: Was ist der Nutzen für mich? Bringe ich meine Zeit und Expertise ein, um...
- neue Nutzer für meine Angebote zu gewinnen?
- mein Wissen in einem Bereich zu vertiefen?
- meine Bekanntheit in einem bestimmten Segment zu erhöhen?
- einfach Spaß an einem spannenden Projekt zu haben?
Und gleichzeitig: Was ist der Nutzen für die andere Seite? Ist es transparent, warum sie mit mir zusammenarbeiten möchte?
Eine gute Kooperationsanfrage sollte diese beiden Fragen von sich aus beantworten – idealerweise so konkret, dass ich sofort erkennen kann, ob das Vorhaben für beide Seiten sinnvoll ist. Wenn ich erst nachfragen muss, was überhaupt das Ziel ist, beginnt die Zusammenarbeit schon mit einem Ungleichgewicht.
Wie eine gute Kooperationsanfrage aussieht
Nachdem wir die Probleme mit vagen Anfragen besprochen haben, möchte ich dir zeigen, wie eine wirklich gute Kooperationsanfrage aussehen könnte. Hier ein fiktives Beispiel, das alle wichtigen Elemente enthält:
Betreff: Vorschlag für gemeinsames Tutorial-Video zu TYPO3 v13 Site Sets
Hallo Wolfgang,
ich verfolge deine TYPO3-Tutorials seit über einem Jahr und schätze besonders deine klare Art, komplexe Themen zu erklären. Auf meinem Kanal (Link) beschäftige ich mich hauptsächlich mit Frontend-Entwicklung und TYPO3-Extensions.
Mein konkreter Vorschlag: Ich würde gerne mit dir ein ca. 30-minütiges Tutorial-Video zum Thema "Migration von TypoScript-basierter Konfiguration zu neuen Site Sets in TYPO3 v13" erstellen.
Das Konzept:
- Du erklärst die Backend-Perspektive und das Grundkonzept (ca. 10 Min)
- Ich zeige die praktische Umsetzung anhand eines realen Beispiels (ca. 15 Min)
- Gemeinsames Q&A zu typischen Fallstricken (ca. 5 Min)
Was du davon hättest:
- Erweiterung deiner Content-Bibliothek um ein praxisnahes Migrations-Tutorial
- Zugang zu meiner Community von ca. 3.000 TYPO3-Entwicklern, die sich überwiegend mit Extensions beschäftigen
- Ein fertiges Video für deinen Kanal (wir könnten es auf beiden Kanälen veröffentlichen)
Was ich davon hätte:
- Die Chance, mit einem erfahrenen TYPO3-Experten zusammenzuarbeiten
- Mehr Aufmerksamkeit für meinen Kanal durch die Zusammenarbeit
- Vertieftes Wissen über die Backend-Perspektive der Site Sets
Den technischen Teil (Aufnahme, Schnitt) könnte ich übernehmen. Zeitlich wäre ich flexibel – gerne im nächsten Monat, falls das für dich passt.
Was meinst du zu diesem Vorschlag? Ich freue mich auf deine Rückmeldung!
Beste Grüße, [Name]
Was macht diese Anfrage so gut?
- Sie ist konkret: Es geht um ein spezifisches Thema, Format und eine klare Zeitvorstellung.
- Sie zeigt Vorbereitung: Der Anfragende hat sich mit meiner Arbeit beschäftigt und ein Thema gewählt, das zu meiner Expertise passt.
- Sie skizziert den Mehrwert für beide Seiten: Es wird klar benannt, was jeder von der Kooperation hat.
- Sie macht einen klaren Vorschlag zur Arbeitsteilung: Es wird nicht nur die Idee präsentiert, sondern auch, wer was übernehmen könnte.
- Sie respektiert meine Zeit: Der Aufwand wird überschaubar gehalten und realistisch eingeschätzt.
Bei einer solchen Anfrage würde ich sofort erkennen, ob das Projekt in meine Planung passt und ob es für mich interessant ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich positiv reagiere, steigt dadurch erheblich – selbst wenn ich aus Zeitgründen ablehnen müsste, würde ich wahrscheinlich Alternativvorschläge machen oder für die Zukunft im Kontakt bleiben wollen.
Praxistipps für potenzielle Kooperationspartner
Wenn du jetzt konkret mit mir zusammenarbeiten möchtest, kann ich dir eine kleine Checkliste an die Hand geben. Diese Tipps helfen dir, eine Anfrage zu formulieren, die gleich ins Schwarze trifft:
Checkliste für deine Kooperationsanfrage:
- Benenne ein konkretes Thema Was genau soll die Kooperation behandeln? Je spezifischer, desto besser. "TYPO3-Extensions" ist zu vage, "Integration von Payment-Extensions in TYPO3-Shops" schon deutlich konkreter.
- Definiere das Format Geht es um ein Video, einen Artikel, einen Podcast, einen Workshop? Wie lang soll es werden? Wo soll es veröffentlicht werden?
- Erkläre den Mehrwert für beide Seiten Was ist dein eigener Nutzen? Und vor allem: Was glaubst du, könnte mein Nutzen sein? Sei hier ehrlich und realistisch.
- Zeige deine eigene Expertise Worin bist du gut? Was kannst du beitragen? Ein Verweis auf bisherige Arbeiten hilft mir, dich einzuschätzen.
- Mache einen Vorschlag zur Arbeitsteilung Wer übernimmt welche Aspekte des Projekts? Hier sollte ein ausgewogenes Verhältnis erkennbar sein.
- Skizziere einen zeitlichen Rahmen Wann könnte das Projekt starten und wann sollte es abgeschlossen sein?
Vor der Kontaktaufnahme:
Bevor du deine Anfrage abschickst, nimm dir Zeit für diese Vorüberlegungen:
- Kenne meine Arbeit: Sieh dir einige meiner Videos an, lies meinen Newsletter oder besuche mein Forum. So erkennst du Themen, die mich interessieren.
- Prüfe die Relevanz: Ist dein Vorschlag für meine Zielgruppe (TYPO3-Entwickler, Integratoren, Agenturen) interessant?
- Sei realistisch: Eine Anfrage für ein 90-minütiges Live-Webinar erfordert viel Vorbereitung. Starte vielleicht mit einem überschaubareren Projekt.
- Biete einen echten Mehrwert: Überlege, was du wirklich Einzigartiges beitragen kannst. Das kann Fachwissen sein, aber auch eine bestimmte Perspektive oder Zugang zu einer interessanten Zielgruppe.
Wie du dich abhebst:
Die meisten Kooperationsanfragen, die ich erhalte, sind unkonkret und unpersönlich. Mit diesen Tipps stichst du garantiert heraus:
- Personalisiere deine Anfrage (keine Standardtexte)
- Verweise auf konkrete Inhalte von mir, die dich inspiriert haben
- Mache deutlich, dass du dir wirklich Gedanken gemacht hast
- Sei authentisch – ich arbeite lieber mit echten Menschen als mit perfekt optimierten Marketing-Persönlichkeiten
Es gibt übrigens kein perfektes Timing für eine Anfrage. Aber je besser vorbereitet sie ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie positiv beantwortet wird – selbst wenn ich gerade viel zu tun habe.
Meine Einladung an dich
Nach all diesen "Regeln" möchte ich eines ganz klar sagen: Ich bin sehr offen für spannende Kooperationen! Mit diesem Artikel will ich niemanden abschrecken, sondern vielmehr den Weg ebnen für Kooperationen, die richtig gut funktionieren und beiden Seiten Freude machen.
Besonders interessant finde ich Kooperationen in diesen Bereichen:
- Gemeinsame Tutorials zu neuen TYPO3-Features: Gerade beim Übergang zu TYPO3 v13 gibt es viele spannende Aspekte, die wir gemeinsam beleuchten könnten.
- Interviews mit TYPO3-Experten: Du bringst eine besondere Perspektive oder spezialisiertes Wissen mit? Ein Austausch in Interview-Form könnte für viele wertvoll sein.
- Praxisprojekte mit konkretem Nutzen: Du hast eine Idee für ein Tool, eine Extension oder eine Methode, die TYPO3-Entwicklern die Arbeit erleichtert? Lass uns darüber sprechen!
- Cross-Plattform-Content: Du bist auf Plattformen aktiv, die ich bisher nicht nutze, und möchtest dort TYPO3-Wissen teilen? Das könnte interessant sein.
Der ideale erste Kontakt sieht für mich so aus:
- Eine E-Mail oder eine Nachricht über mein Kontaktformular
- Ein kurzes, aber konkretes Konzept nach den oben genannten Tipps
- Ein Link zu deiner bisherigen Arbeit, damit ich einen Eindruck von dir bekomme
Du musst keine perfekt ausgearbeitete Präsentation liefern. Es reicht völlig, wenn ich sehe, dass du dir Gedanken gemacht hast und eine klare Idee mitbringst.
Was ich besonders schätze: Menschen, die authentisch sind, ihre eigene Expertise einbringen und tatsächlich etwas bewegen wollen – sei es in der TYPO3-Community oder in der Webentwicklung allgemein.
Deine Ideen sind willkommen – mit der richtigen Vorbereitung
Ich hoffe, dieser Artikel hat dir einen klaren Einblick gegeben, warum ich auf vage "Lass mal was zusammen machen"-Anfragen kaum noch reagiere – und gleichzeitig gezeigt, wie eine gute Kooperationsanfrage aussehen kann.
Es geht mir nicht darum, Hürden aufzubauen oder unnahbar zu wirken. Im Gegenteil: Ich freue mich über jede durchdachte Anfrage und jeden konkreten Vorschlag. Solche Anfragen zeigen mir, dass du meine Zeit und Expertise wertschätzt und bereit bist, selbst etwas in die potenzielle Zusammenarbeit einzubringen.
Die besten Kooperationen entstehen, wenn beide Seiten eine klare Vorstellung davon haben, was sie erreichen wollen und was sie einbringen können. Sie beginnen nicht mit vagen Ideen, sondern mit konkreten Vorschlägen, die zum Nachdenken anregen und Lust auf Zusammenarbeit machen.
Also: Hab keine Scheu, mich anzusprechen! Bereite dich einfach gut vor, bring eine konkrete Idee mit und mach dir Gedanken darüber, was wir beide von der Zusammenarbeit haben könnten. Mit diesem Ansatz stehen die Chancen gut, dass aus der Anfrage ein spannendes gemeinsames Projekt entsteht, von dem am Ende nicht nur wir, sondern auch die TYPO3-Community profitiert.
Ich freue mich auf deine Ideen!
Zurück


Wer schreibt hier?
Hi, ich bin Wolfgang.
Seit 2006 tauche ich tief in die faszinierende Welt von TYPO3 ein – es ist nicht nur mein Beruf, sondern auch meine Leidenschaft. Mein Weg führte mich durch unzählige Projekte, und ich habe Hunderte von professionellen Videoanleitungen erstellt, die sich auf TYPO3 und seine Erweiterungen konzentrieren. Ich liebe es, komplexe Themen zu entwirren und in leicht verständliche Konzepte zu verwandeln, was sich auch in meinen Schulungen und Seminaren widerspiegelt.
Als aktives Mitglied im TYPO3 Education Committee setze ich mich dafür ein, dass die Prüfungsfragen für den TYPO3 CMS Certified Integrator stets aktuell und herausfordernd bleiben. Seit Januar 2024 bin ich stolz darauf, offizieller TYPO3 Consultant Partner zu sein!
Meine Leidenschaft endet aber nicht am Bildschirm. Wenn ich nicht gerade in die Tiefen von TYPO3 eintauche, findest du mich oft auf meinem Rad, während ich die malerischen Wege am Bodensee erkunde. Diese Ausflüge ins Freie sind mein perfekter Ausgleich – sie halten meinen Geist frisch und liefern mir immer wieder neue Ideen.
Der TYPO3 Newsletter
TYPO3-Insights direkt in dein Postfach!
Hol dir monatliche Updates, praktische Tipps und spannende Fallstudien.
Übersichtlich, zeitsparend, ohne Spam.
Bist du dabei? Jetzt für den Newsletter anmelden!