KI-Content ohne Kontrolle schadet deiner Reputation
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Mir fällt in letzter Zeit ein Muster auf: Immer mehr KI-Artikel landen ungeprüft im Netz - mit erfundenen Extension-Namen und TypoScript, das nicht funktioniert. Besonders gefährlich für TYPO3-Entwickler, die diese Beispiele direkt kopieren.
Mir fällt in letzter Zeit ein Muster auf: Immer mehr Artikel und Newsletter landen in meinem Postfach, die offensichtlich KI-generiert sind - aber niemand hat sie vor der Veröffentlichung geprüft.
Die Folgen sind vorhersagbar: Ungenauigkeiten bei technischen Details, erfundene Extension-Namen, TypoScript-Syntax die nicht funktioniert, und Konfigurationsoptionen, die es schlicht nicht gibt.
Ein typisches Beispiel wäre ein Artikel, der behauptet, TYPO3 hätte "revolutionäre KI-Features" eingebaut, und zwei Absätze später vom "neuen Template-Engine" spricht - obwohl Fluid seit 2008 existiert. Solche KI-Halluzinationen erkenne ich sofort.
Woran ich das merke? An drei Warnsignalen:
Erstens: Die Sprache klingt wie aus einem Marketing-Lehrbuch für Einsteiger. Sätze wie "Entdecke die revolutionären Möglichkeiten der innovativen TYPO3-Landschaft" schreibt kein Mensch.
Zweitens: Faktische Fehler, die jedem Praktiker sofort auffallen. Extension-Namen, die es nicht gibt. TypoScript-Syntax, die nicht funktioniert. Konfigurationsoptionen, die erfunden sind.
Drittens: Die Artikel beantworten keine echten Fragen. Sie umkreisen Themen, ohne konkret zu werden. Viel Text, wenig Substanz.
Das Problem: Ich erkenne das als TYPO3-Experte sofort. Aber was ist mit Lesern, die gerade erst anfangen? Die können nicht unterscheiden zwischen korrekten Informationen und KI-Fantasie.
Die drei Problemebenen
Das Problem hat drei Dimensionen, die sich gegenseitig verstärken:
Sofortige Schäden: Wenn Fehler direkt schmerzen
Der offensichtlichste Schaden passiert sofort: Faktische Fehler landen ungefiltert beim Leser.
Stell dir vor, ein TYPO3-Einsteiger liest einen KI-Artikel über Extension-Installation und probiert die beschriebenen Schritte aus. Nach drei Stunden Debugging merkt er: Die Pfadangaben sind falsch, die Extension-Keys existieren nicht, und die TypoScript-Konfiguration führt zu einem weißen Bildschirm.
Für Experten wie uns ist das ärgerlich. Für Anfänger ist es frustrierend und zeitraubend. Sie können nicht beurteilen, ob der Fehler bei ihnen oder in der Anleitung liegt.
Der Vertrauensverlust-Dominoeffekt: Einmal erwischt, immer verdächtig
Hier wird es richtig teuer für den Autor. Wer einmal als "KI-ohne-Kontrolle"-Publisher enttarnt wurde, steht unter Generalverdacht.
Das funktioniert wie bei Spam-E-Mails: Ein einziger offensichtlicher Fehler, und der Leser fragt sich bei jedem weiteren Artikel: "Ist das auch KI-generiert?" Selbst handgeschriebene, korrekte Inhalte werden plötzlich misstrauisch beäugt.
Der Aufbau einer guten Reputation dauert Jahre. Reputationsverlust passiert hingegen in Sekunden.
Das Skalierungs-Dilemma: Masse statt Klasse
Viele fallen auf den Trugschluss herein: "Mit KI kann ich zehnmal mehr Content produzieren!"
Die Rechnung stimmt mathematisch. Praktisch passiert etwas anderes: Aus einem gut recherchierten, korrekten Artikel pro Woche werden zehn oberflächliche, fehlerhafte Artikel. Die Gesamtqualität sinkt dramatisch.
Das ist wie bei einem Restaurant, das gleichzeitig die Portionsanzahl verzehnfacht und die Kochzeit halbiert. Mehr Teller verlassen die Küche - aber niemand will das Essen.
Warum passiert das? (Die Gegenseite verstehen)
Bevor ich mit dem Finger zeige: Ich verstehe, warum das passiert. Die Gründe sind nachvollziehbar.
Der Zeitdruck ist real
Agenturinhaber stehen unter enormem Druck. Inhalte für die eigene Website sind wichtig, aber nicht abrechenbar. Wer 50 Stunden pro Woche Kundenprojekte abarbeitet, hat wenig Energie für Blog-Artikel.
KI verspricht die Lösung: "Gib mir ein Thema, ich schreibe dir 800 Wörter in drei Minuten." Das klingt verlockend, wenn der nächste Kundentermin in einer Stunde ansteht.
Die Expertise fehlt oft
Nicht jeder, der Inhalte produziert, ist Experte für das Thema. Marketing-Mitarbeiter sollen über TYPO3 schreiben, verstehen aber die technischen Details nicht. Sie können KI-Fehler gar nicht erkennen.
Das ist wie wenn ich einen Artikel über Herzchirurgie schreiben müsste. Ich würde wahrscheinlich auch erstmal KI fragen - aber hätte keine Ahnung, ob die Antwort stimmt.
Der Herdentrieb verstärkt das Problem
"Alle machen es, also muss es richtig sein." Diese Logik funktioniert selten, aber sie ist verführerisch.
Wenn fünf Konkurrenten täglich KI-Inhalte veröffentlichen, denkt man: "Ich muss mithalten." Die Qualität wird dabei zur Nebensache.
Die Kosten-Nutzen-Rechnung ist verzerrt
Artikel-Produktion kostet Geld. Ein guter Fachautor ist deutlich teurer als KI - die kostet nur etwa 20 Euro pro Monat für unbegrenzte Nutzung.
Was in der Rechnung fehlt: Die versteckten Kosten von schlechten Inhalten. Reputationsverlust lässt sich nicht in Euro messen, aber er ist trotzdem real.
Besonders kritisch für TYPO3-Content
In unserer TYPO3-Welt ist ungenaue Information nicht nur ärgerlich - sie ist gefährlich.
Code muss funktionieren, nicht nur gut aussehen
Wenn ein Lifestyle-Blogger schreibt "Paris ist die Hauptstadt von Italien", ist das peinlich. Wenn ein TYPO3-Artikel falsches TypoScript enthält, kostet das Entwickler Stunden ihrer Zeit.
Unsere Leser kopieren Code-Snippets direkt in ihre Projekte. Sie erwarten, dass die Beispiele funktionieren. KI erfindet gerne TypoScript-Eigenschaften, die es nicht gibt, oder mischt Syntax aus verschiedenen TYPO3-Versionen.
Veraltete Informationen sabotieren Projekte
TYPO3 entwickelt sich schnell. Was in Version 11 funktionierte, kann in Version 13 nicht mehr relevant sein. KI kennt diese Unterschiede oft nicht oder vermischt sie.
Ein Beispiel: Ein Artikel erklärt Extension-Installation über den Extension Manager, obwohl moderne TYPO3-Installationen Composer verwenden. Anfänger, die diesem Rat folgen, lernen veraltete Methoden und müssen später umlernen.
Unsere Zielgruppe wendet alles direkt an
TYPO3-Entwickler lesen nicht zum Spaß. Sie haben konkrete Probleme und suchen funktionierende Lösungen. Jeder falsche Artikel kostet echte Arbeitszeit und verursacht echten Frust.
Wenn ein Artikel behauptet, eine bestimmte Extension löse ein Problem, und diese Extension tut das eben nicht, verliert der Entwickler vielleicht mehrere Stunden mit der Suche nach Alternativen.
Das Vertrauen in die Community steht auf dem Spiel
TYPO3 lebt von der Community. Wir teilen Wissen, helfen uns gegenseitig und bauen aufeinander auf. Ungeprüfte KI-Artikel untergraben dieses Vertrauen.
Wenn Newcomer mehrfach auf falsche Informationen hereinfallen, verlieren sie das Vertrauen in alle TYPO3-Ressourcen. Das schadet der gesamten Community, nicht nur dem einzelnen Autor.
Der bessere Weg: KI + Human Check
KI ist nicht der Feind. Im Gegenteil - sie kann extrem hilfreich sein. Aber nur mit der richtigen Kontrolle.
KI als Werkzeug, nicht als Ersatz
Ich nutze KI selbst regelmäßig. Für Brainstorming, für erste Entwürfe, für Strukturierung von Gedanken - und auch für die Erstellung von Blog-Artikeln wie diesem hier. Aber ich veröffentliche nie etwas, was ich nicht selbst geprüft und korrigiert habe. Und nie zu Themen, von denen ich keine Ahnung habe.
KI ist wie ein sehr schneller, aber unzuverlässiger Praktikant. Tolle Ideen, hohe Geschwindigkeit - aber du musst jede Zeile kontrollieren, bevor sie das Büro verlässt.
Praktischer Workflow: Fünf Schritte zum sauberen Artikel
Schritt 1: Detailliertes Briefing erstellen Ein einfaches "Schreib über Site-Packages" reicht nicht. Du brauchst: Zielgruppe (Entwickler mit klassischen Templates), Ziel (praktische Migration), Stil (direkt, ohne Marketing-Sprache), Länge (800 Wörter), Format (Schritt-für-Schritt), und konkrete Schmerzpunkte (Wartbarkeit, Team-Workflows).
Schritt 2: Die KI fragen lassen Bevor du die KI schreiben lässt, lass sie dein Briefing hinterfragen. "Welche Informationen fehlen dir noch für einen vollständigen Artikel?" Du wirst überrascht sein, an was du nicht gedacht hast: Vorkenntnisse der Zielgruppe, typische Fehlermeldungen, Systemvoraussetzungen.
Schritt 3: KI erstellen lassen Jetzt erst die eigentliche Artikel-Erstellung mit dem verfeinerten Briefing.
Schritt 4: Technische Fakten prüfen Überprüfe jeden Code-Schnipsel, jede Extension-Empfehlung, jede Versionsnummer. Teste TypoScript-Beispiele in einer echten TYPO3-Installation.
Schritt 5: Sprache humanisieren Entferne Marketing-Phrasen und KI-typische Formulierungen. Ersetze generische Aussagen durch konkrete Beispiele aus der Praxis.
Schritt 6: Mehrwert hinzufügen Ergänze persönliche Erfahrungen, Stolpersteine aus echten Projekten, Tipps die nur Praktiker kennen.
Checkliste für den Human Check
- [ ] Funktionieren alle Code-Beispiele?
- [ ] Sind alle Extension-Namen korrekt?
- [ ] Stimmen die TYPO3-Versionsnummern?
- [ ] Klingen die Formulierungen natürlich?
- [ ] Beantwortet der Artikel echte Fragen?
- [ ] Würde ich diesen Rat selbst befolgen?
Zeit sparen, Qualität behalten
Dieser Workflow dauert länger als "KI schreibt, ich veröffentliche". Aber er ist immer noch schneller als komplett selbst schreiben - und das Ergebnis hat trotzdem deine Handschrift und deine Expertise.
Du sparst Zeit beim ersten Entwurf und investierst sie in die Qualitätskontrolle. Das ist der Unterschied zwischen Masse und Klasse.
Meine Empfehlung
Nach 19 Jahren in der TYPO3-Welt ist meine Position klar: KI ist ein mächtiges Werkzeug, aber Verantwortung bleibt beim Menschen.
Transparenz statt Versteckspiel
Wenn du KI nutzt, steh dazu. Schreib es in dein Impressum, erwähne es bei passender Gelegenheit. Deine Leser sind nicht dumm - sie merken es sowieso.
Transparenz schafft Vertrauen. Heimlichtuerei weckt Misstrauen.
Dein Name steht drauf
Jeder Artikel trägt deinen Namen oder den deiner Agentur. Du trägst die Verantwortung für jeden Satz, jeden Code-Schnipsel, jede Empfehlung. Egal ob von dir, deinem Praktikanten oder einer KI geschrieben.
Diese Verantwortung kannst du nicht an die KI delegieren. Sie bleibt bei dir.
Langfristig denken
Der Reiz ist groß: Schnell Content produzieren, mehr Traffic generieren, mehr Leads bekommen. Aber was bringt dir Traffic von Lesern, die nach dem ersten Fehler nie wiederkommen?
Eine solide Reputation aufzubauen dauert Jahre. Sie zu ruinieren dauert Minuten.
Qualität über Quantität
Lieber einen guten Artikel pro Monat als zehn mittelmäßige pro Woche. Deine Leser werden es dir danken. Und Google übrigens auch.
Konzentriere dich auf das, was du wirklich gut kannst. Lass andere über Themen schreiben, von denen sie Ahnung haben. Das Netz braucht keine weiteren oberflächlichen Artikel - es braucht mehr Expertise.
Mein Appell
KI ist nicht der Feind der Inhalte-Erstellung. Aber ungeprüfte KI-Inhalte sind der Feind der Qualität.
Nutze die Technologie, aber behalte die Kontrolle. Deine Leser verdienen echtes Wissen, nicht geschönte Vermutungen.
Wie handhabt ihr das?
Ich bin neugierig auf eure Erfahrungen. Nutzt ihr KI für eure TYPO3-Artikel? Falls ja, wie sieht euer Prüfprozess aus? Welche Fehler sind euch schon aufgefallen?
Und besonders interessant: Habt ihr schon mal einen Artikel gelesen und sofort gemerkt "Das ist KI ohne Human Check"? Was hat euch stutzig gemacht?
Teilt eure Erfahrungen in den Kommentaren. Ich denke, wir können alle voneinander lernen - gerade bei einem so neuen Thema.
Vielleicht können wir sogar Best Practices sammeln, die der ganzen TYPO3-Community helfen. Denn am Ende profitieren wir alle von besseren, verlässlicheren Inhalten.
Schreibt ehrlich: Wo seht ihr die Grenzen? Was funktioniert gut, was gar nicht? Ich bin gespannt auf eure Meinungen.
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Wer schreibt hier?
Hi, ich bin Wolfgang.
Seit 2006 tauche ich tief in die faszinierende Welt von TYPO3 ein – es ist nicht nur mein Beruf, sondern auch meine Leidenschaft. Mein Weg führte mich durch unzählige Projekte, und ich habe Hunderte von professionellen Videoanleitungen erstellt, die sich auf TYPO3 und seine Erweiterungen konzentrieren. Ich liebe es, komplexe Themen zu entwirren und in leicht verständliche Konzepte zu verwandeln, was sich auch in meinen Schulungen und Seminaren widerspiegelt.
Als aktives Mitglied im TYPO3 Education Committee setze ich mich dafür ein, dass die Prüfungsfragen für den TYPO3 CMS Certified Integrator stets aktuell und herausfordernd bleiben. Seit Januar 2024 bin ich stolz darauf, offizieller TYPO3 Consultant Partner zu sein!
Meine Leidenschaft endet aber nicht am Bildschirm. Wenn ich nicht gerade in die Tiefen von TYPO3 eintauche, findest du mich oft auf meinem Rad, während ich die malerischen Wege am Bodensee erkunde. Diese Ausflüge ins Freie sind mein perfekter Ausgleich – sie halten meinen Geist frisch und liefern mir immer wieder neue Ideen.