
Warum ständige Erreichbarkeit dein Business sabotiert
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Wie erreichbar bist du für deine Kunden? Diese Frage beschäftigt viele Freelancer und Agenturen. Die meisten denken: Je erreichbarer, desto besser. Schließlich will man serviceorientiert wirken und keinen Auftrag verpassen.
Doch das ist ein fataler Irrtum. Ständige Erreichbarkeit macht dich nicht attraktiver – sie sabotiert dein Business.
Das Paradoxon der Verfügbarkeit
Du denkst, wenn du jederzeit erreichbar bist, gewinnst du mehr Kunden? Das Gegenteil ist der Fall.
Stell dir vor (fiktives Beispiel): Ein Webentwickler hat seine Handynummer groß auf der Website stehen. Darunter steht: "Rufen Sie mich jederzeit an – auch am Wochenende!" Sein Calendly zeigt sechs Wochen im Voraus jeden Tag freie Termine. Was denkst du über diesen Freelancer?
Wahrscheinlich nicht: "Wow, der ist aber serviceorientiert!" Sondern eher: "Hmm, warum hat der so viel Zeit? Arbeitet da überhaupt jemand mit ihm?"
Das ist das Paradoxon der Verfügbarkeit: Je mehr du signalisierst, dass du Zeit hast, desto weniger wertvoll wirkst du. Potenzielle Kunden denken unbewusst: Wenn der ständig erreichbar ist, kann er nicht besonders gefragt sein.
Die Psychologie dahinter ist simpel: Menschen schätzen das, was schwer zu bekommen ist. Ein Restaurant ohne Warteliste wirkt weniger begehrenswert als eines, wo du drei Wochen auf einen Tisch warten musst. Bei Freelancern und Agenturen funktioniert das genauso.
Ständige Erreichbarkeit verwandelt dich von einem begehrten Experten in jemanden, der verzweifelt nach Aufträgen sucht – auch wenn das gar nicht stimmt.
Das Problem: Falsche Signale senden
Jede Form der Kommunikation sendet unbewusste Signale. Bei der Erreichbarkeit sendest du oft genau die falschen.
Die Handynummer auf der Website suggeriert: "Ich bin so verzweifelt nach Aufträgen, dass ihr mich sogar privat anrufen könnt." Professionelle Dienstleister haben Geschäftszeiten und strukturierte Kommunikationswege. Wer seine Privatnummer öffentlich macht, wirkt wie jemand, der jeden Auftrag braucht.
Calendly voller freier Termine schreit förmlich: "Ich habe keine Kunden!" Wenn dein Terminbuchungstool sechs Wochen im Voraus täglich freie Slots zeigt, denkst du wirklich, das macht einen professionellen Eindruck? Es wirkt, als würdest du auf Kundschaft warten wie ein Taxi am Bahnhof.
Sofortige E-Mail-Antworten können ebenfalls problematisch sein. Antwortest du innerhalb von Minuten, auch abends und am Wochenende, sendest du das Signal: "Ich sitze nur rum und warte auf deine Nachricht." Das macht dich billig, nicht serviceorientiert.
Immer verfügbare Telefonnummer ohne Filter bedeutet: Jeder kann dich jederzeit unterbrechen. Das signalisiert nicht nur mangelnde Professionalität, sondern auch, dass du keine wichtigeren Termine oder Projekte hast.
Diese Signale addieren sich zu einem Gesamtbild: Du wirkst nicht wie ein gefragter Experte, sondern wie jemand, der dringend Arbeit braucht.
Die Psychologie dahinter
Menschen wollen das, was schwer zu bekommen ist. Das ist ein uraltes psychologisches Prinzip.
Restaurants ohne Warteliste wirken weniger begehrenswert als solche, wo du drei Wochen auf einen Tisch warten musst. Luxusmarken begrenzen bewusst ihre Verfügbarkeit. Sogar Dating-Apps nutzen diesen Effekt – wer sofort antwortet, wird als weniger attraktiv wahrgenommen.
Bei Freelancern und Agenturen funktioniert das genauso. Knappheit erzeugt Wertwahrnehmung.
Der Unterschied zwischen Service und Verzweiflung liegt in der Dosierung. Guter Service bedeutet: Du bist professionell erreichbar, wenn es wichtig ist. Verzweiflung bedeutet: Du bist immer erreichbar, weil du Angst hast, einen Auftrag zu verpassen.
Potenzielle Kunden denken unbewusst: "Wenn der so viel Zeit hat, kann er nicht besonders gut sein. Sonst wäre er ausgebucht."
Das Paradoxe: Je weniger verfügbar du wirkst, desto mehr will man mit dir arbeiten. Je verfügbarer du bist, desto weniger wertvoll erscheinst du.
Praktische Alternativen
Wie machst du es besser? Strukturierte Erreichbarkeit statt 24/7-Verfügbarkeit.
Statt Handynummer: Nutze eine Festnetznummer mit professioneller Annahme. Services wie starbuero.de nehmen Anrufe entgegen, filtern wichtige von unwichtigen Anfragen und leiten nur relevante Gespräche weiter. Das wirkt etabliert und schützt deine Arbeitszeit.
Statt endloser Calendly-Termine: Begrenze deine verfügbaren Slots. Zeige nur 2-3 Wochen im Voraus, nur bestimmte Wochentage oder nur wenige Termine pro Woche. Das suggeriert Nachfrage ohne arrogant zu wirken.
Statt sofortiger E-Mail-Antworten: Definiere klare Antwortzeiten. "Antwort binnen 24 Stunden an Werktagen" ist professionell und planbar. Du musst nicht um Mitternacht antworten, um gut zu sein.
Alternative zu "immer erreichbar": Kommuniziere deine Geschäftszeiten klar. "Für dringende Anfragen erreichen Sie mich per E-Mail" oder ein Kontaktformular mit definierten Bearbeitungszeiten.
Der Trick: Mach aus Knappheit einen Vorteil. "Nächster freier Beratungstermin in 3 Wochen" klingt nach Nachfrage, nicht nach Überheblichkeit.
Der Produktivitätsaspekt
Ständige Erreichbarkeit schadet nicht nur deinem Image – sie killt deine Produktivität.
Ungeplante Anrufe zerstören den Workflow. Du steckst gerade tief in einem komplexen Problem, das Telefon klingelt – und weg ist dein Gedankengang. Studien zeigen: Nach einer Unterbrechung brauchst du bis zu 25 Minuten, um wieder voll konzentriert zu sein.
Fokuszeiten sind heilig. Die beste Arbeit entsteht in ungestörten Phasen. Wer jederzeit erreichbar ist, hat keine Fokuszeiten. Das Ergebnis: mittelmäßige Arbeit statt brillanter Lösungen.
Grenzen respektieren alle. Kunden respektieren klare Strukturen mehr als du denkst. Sie wissen: Ein Profi, der seine Zeit schützt, liefert bessere Ergebnisse. Ein Dienstleister ohne Grenzen wirkt unprofessionell.
Bessere Arbeit durch weniger Unterbrechungen. Wenn du drei Stunden am Stück programmieren oder konzipieren kannst, ohne gestört zu werden, entstehen Lösungen, die bei ständigen Unterbrechungen unmöglich wären.
Die Ironie: Weniger verfügbar zu sein macht dich zu einem besseren Dienstleister.
Disclaimer & Realitätscheck
Diese Strategien funktionieren nicht für jeden und jede Branche gleich gut.
Branchenunterschiede beachten. Ein Notfall-Support für Hosting-Anbieter kann nicht dieselben Regeln befolgen wie ein Webdesigner. Manche Dienstleistungen erfordern tatsächlich hohe Verfügbarkeit.
Karrierestadium spielt eine Rolle. Als blutiger Anfänger ohne Referenzen musst du eventuell verfügbarer sein als ein etablierter Experte mit 50 erfolgreichen Projekten. Die Knappheitsstrategie funktioniert besser, wenn du bereits etwas anzubieten hast.
Testing ist normal. Du musst nicht sofort alles umstellen. Teste verschiedene Ansätze: Reduziere deine Calendly-Slots schrittweise, führe Geschäftszeiten ein, experimentiere mit Antwortzeiten.
Kundentyp entscheidet. Premium-Kunden respektieren professionelle Grenzen. Schnäppchenjäger wollen alles sofort und billig. Überlege dir, welche Kunden du anziehen willst.
Authentisch bleiben. Kopiere nicht blind fremde Strategien. Finde heraus, was zu deiner Persönlichkeit und deinem Business-Modell passt.
Fazit: Weniger verfügbar = mehr wert
Ständige Erreichbarkeit ist ein Trugschluss. Sie macht dich nicht serviceorientierter – sie macht dich billiger.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
Knappheit erzeugt Wert. Menschen schätzen das, was schwer zu bekommen ist. Das gilt auch für deine Dienstleistung.
Grenzen wirken professionell. Klare Geschäftszeiten und strukturierte Kommunikation signalisieren Kompetenz, nicht Unfreundlichkeit.
Produktivität steigt. Weniger Unterbrechungen bedeuten bessere Arbeit. Bessere Arbeit führt zu zufriedeneren Kunden.
Image verbessert sich. Du wirkst wie ein gefragter Experte, nicht wie jemand, der verzweifelt auf Aufträge wartet.
Denk mal über deine eigene Erreichbarkeit nach. Welche Signale sendest du unbewusst? Und vor allem: Sind es die richtigen?
Wie handhabst du deine Erreichbarkeit?
Hast du schon mal bewusst deine Verfügbarkeit reduziert und dabei positive Erfahrungen gemacht?
Oder siehst du das anders?
Teile deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren – ich bin gespannt auf deine Meinung zu diesem Thema.
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Wer schreibt hier?
Hi, ich bin Wolfgang.
Seit 2006 tauche ich tief in die faszinierende Welt von TYPO3 ein – es ist nicht nur mein Beruf, sondern auch meine Leidenschaft. Mein Weg führte mich durch unzählige Projekte, und ich habe Hunderte von professionellen Videoanleitungen erstellt, die sich auf TYPO3 und seine Erweiterungen konzentrieren. Ich liebe es, komplexe Themen zu entwirren und in leicht verständliche Konzepte zu verwandeln, was sich auch in meinen Schulungen und Seminaren widerspiegelt.
Als aktives Mitglied im TYPO3 Education Committee setze ich mich dafür ein, dass die Prüfungsfragen für den TYPO3 CMS Certified Integrator stets aktuell und herausfordernd bleiben. Seit Januar 2024 bin ich stolz darauf, offizieller TYPO3 Consultant Partner zu sein!
Meine Leidenschaft endet aber nicht am Bildschirm. Wenn ich nicht gerade in die Tiefen von TYPO3 eintauche, findest du mich oft auf meinem Rad, während ich die malerischen Wege am Bodensee erkunde. Diese Ausflüge ins Freie sind mein perfekter Ausgleich – sie halten meinen Geist frisch und liefern mir immer wieder neue Ideen.
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